Umrundung achte Reise
Achte Reise nach Adelaide, Kangaroo Island und entlang des äußersten Randes der Süd- und Ostküste nach Sydney.
16. März – 24. April
Diese Reise machen wir auf besonderen Wunsch unserer Freunde in Adelaide, also von Elvi und Peter und deren Freunde aus dem Deutschen Club Adelaide. Wir werden dazu diesmal ausnahmsweise fast eine Woche in dem herrlichen Gästezimmer von Zechmeisters wohnen. Wir haben mit Peter die Vereinbarung, nicht länger zu bleiben, damit wir Freunde bleiben. Wir werden von den Beiden sehr verwöhnt und können dies nicht annäherungsweise vergelten, denn Peter möchte die lange Reise zu uns nach Bergheim nicht auf sich nehmen.
Zum zweiten Mal zieht es uns nach Kangaroo Island, weil wir dies als ein neuerliches Eintauchen in die wunderbare Welt der Nationalparks in Australien empfinden, und sicher auch genießen werden. Auf unserer Reise entlang des Murray River sind wir schon mal von Sydney nach Adelaide gereist. Auf dieser Reise allerdings durch die Southern Alps. Wir haben also den äußersten Südosten des Kontinents, mit seinen wenig besuchten Nationalparks, noch nicht gesehen. Wir sind hoch gespannt, was uns die Natur und die Menschen in dieser Region so alles geben werden. Es wird sicher so sein, dass wir wieder einmal Straßen und Orte finden, wo die großen Verkehrsströme in Australien nicht stattfinden. Da wir wieder nur zu Zweit reisen, haben wir uns vorgenommen, jeden Tag das Erlebte aufzuschreiben und aus unserer Sicht zu kommentieren. Auf geht’s!! Halt! Heute ist erst der 23.12. und wir werden am Sonntag den 7. März erst noch meinen siebzigsten Geburtstag feiern. Danach geht’s los am:
Di. den 16. März ab Frankfurt 11:30Uhr
Schon um 6:00Uhr früh beginnt das neue Abenteuer. Charlotte bringt uns zum Bahnhof Bergheim. Von da an läuft alles wie geschmiert.
Mi. den 17. März
In Kuala Lumpur um 6:40Uhr.
Heute machen wir zum erstenmal auf einer Reise nach Australien von einem kostenlosen Tageshotel in Kuala Lumpur Gebrauch. Nach 12 Stunden Flug, 1 Stunde Warten, 1 Stunde Transfer erreichen wir das Allson Klana Resort. Wir hatten gedacht, uns in einem airportnahen Hotel ausruhen zu können, und mussten nun doch den langen Transfer hinnehmen. Um 10:00Uhr Ortszeit sind wir im Zimmer, ein Eiskeller. Die Klimaanlage auf Hochtouren. Sie lässt sich nicht ausschalten. Das Fenster kann man öffnen. Und siehe da, kein kalter Wind mehr im Zimmer. Draußen ist es feucht heiß. Wir machen uns lang, um etwas Schlaf nachzuholen. Um 14:30Uhr wechseln wir Euro in Ringgit und gehen im Hotel Restaurant zum Essen. Hier ist es preiswert für uns. Trotz der Hitze spazieren wir durch den schönen Garten mit tollem swimmingpool, den wir leider nicht nutzen können, da wir keine Badekleidung im Handgepäck haben. Ich fotografiere herrliche exotische Blüten mit meiner neuen Digitalkamera. Nach 15 Stunden Aufenthalt geht es ab Kuala Lumpur um 21:45Uhr weiter. Der Transfer ist mal wieder schrecklich. Der alte Bus ächzt und klappert. Der Fahrer fährt riskant. Es herrscht starker Verkehr. Für die restlichen Ringgit essen wir bei KFC im Airport. Der Flug nach Adelaide ist nicht ausgebucht. Wir können uns im Mittelblock auf 5 Plätzen zeitweise hinlegen.
Do. 18. März
In Adelaide
Pünktlich um 7:15Uhr landen wir. Wir deklarieren die Teebeutel, die wir noch in K.L. Airport gekauft hatten, können sie aber dann behalten. Elvi und Peter holen uns ab. Es ist ein herzliches Wiedersehen. Wir erzählen bis mittags und tauschen Geschenke aus. Elvi hat schon ungarischen Gulasch und Serviettenknödel vorgekocht. Peter hat Gemüse und Salat aus seinem Garten beigesteuert. Nach einem Mittagsschlaf, wegen des jet lag, fährt Elvi mit uns nach Glenelg. Ein langer Gang am Meer entlang ist schuld, dass wir totmüde nachhause kommen. Der Abend verläuft gemäßigt, wir gehen früh zu Bett. Elvi hat uns wieder das Gästezimmer mit dem tollen kingsizebed, ein Bett für zwei herausgeputzt.
Fr. 19. März
In Adelaide
Karin, die agile Haushaltshilfe und Freundin von Elvi, kommt schon zum Frühstück. Raimund und ich wandern eine Stunde lang auf einer stillgelegten Bahntrasse, autofrei durchs Grüne. Anschließend fahren wir mit Elvi zum Central Market. Wir kaufen für die morgige Party ein, zu der wir eingeladen haben. Mittags gibt es kalte Küche. Es ist warm, ich sitze im ruhigen, begrünten Innenhof und schreibe. Elvi und Karin wirken in der Küche. Heute Abend gibt es ein großes Fisch Dinner.
Sa. 20. März
In Adelaide
Morgens ging ich zu Fuß zum Supermarkt Bilo, Elvi hatte etwas vergessen, und zur Newsagency, Postkarten und Briefmarken kaufen. Elvi backt derweil Aprikosen Käsekuchen. Raimund mariniert die Schweinesteaks und schnipselt die Zutaten für griechischen und Nudelsalat. Ich will einige Geburtstagspostkarten schreiben. Am frühen Nachmittag fängt die Party schon an. Elvis leckerer Kuchen, sowie Apfelstrudel und Kaffee sind der richtige Auftakt.
Wir hatten zum Fest zu Ehren unserer Gastgeber Elvi und Peter und als Nachfeier meines 70. Geburtstages eingeladen. Wir haben uns erlaubt über Holzkohle zu grillen. Leider gibt es hier keine solche aus Buchenholz, wir mussten Holzkohle aus Redgum, Eukalyptus verwenden. Es war selbst bei durchgeglühter Kohle darüber eine Höllenhitze, wir mussten eine extra lange Zange und Handschuhe verwenden. Die Steaks waren schon nach zwei min. auf jeder Seite o.k. Verwunderung bei den Australiern, die ja nur Barbecue kennen, das ist Veraschung des Fleisches auf schwarzer Eisenplatte. Die Unterhaltung war großartig, es waren ja auch die verschiedensten Charaktere anwesend: Elvi und Peter die Gastgeber, Eleonore und Raimund die Gäste aus Übersee, Hannelore die gerne zeigt was sie hat aus Bremen und ihr Mann Georg aus Hennef, Karin die lustige Witwe aus Unna die immer wieder in Liebe von ihrem Mann spricht, Ann die gutsituierte Schneiderin aus Hamburg, auch Witwe, deren Sohn in Sydney wohnt und totaler Australier ist, Hedi aus Schwaben die starke Pionierfrau mit ihrem lockeren Mann Gino dem Italiener, der Deutsch, Italienisch, Englisch und leicht über andere Leute spricht, immer mit einem Witz auf den Lippen, Anita die Schwester von Hedi als Besuch aus Deutschland. Es gab Bowle von Pfirsichen aus Peters Garten, kreiert von Hedi, Nudelsalat und griechischer Bauernsalat a la Kirsch, Rotwein aus dem Barossa Valley. Die Moppen der Bowle waren ein nachhaltiger, sagenhafter Nachtisch.
So. 21. März
Adelaide – Barossa Valley
Peter und Elvi laden uns zu einem Ausflug in das Weinanbaugebiet Barossa Valley ein. Es wurde von deutschstämmigen Siedlern gegründet. Wir spazieren durch Tanunda und Lyndoch, sehr touristisch herausgeputzt. Zum Mittagessen kehren wir ein ins Chateau Yaldara. Es ist ein berühmtes Weingut mit Restaurant. Das Haus wirkt herrschaftlich, fast wie ein Schloss, und von Grünanlagen umgeben. Ein großer Parkplatz gehört auch dazu. Wir kaufen eine gute Flasche Wein, als Mitbringsel für Hannelore, die uns am späten Nachmittag erwartet.
Da wir schon kurz nach vier dort sind, macht sie im Handumdrehen aus Blätterteig und einer Dose Aprikosen leckere Teilchen. Ein guter Kaffee gehört auch dazu. Sie hat, wie Elvi, schönes Geschirr von Villeroy und Boch. Georg kredenzt uns anschließend in seiner gemütlichen Bar Champagner. Am Abend ist er zuständig für das Grillen von Hähnchenteilen, natürlich auf der Barbecueplatte. Die Tochter mit kleinem Sohn kommen zum Abendessen dazu.
Mo. 22. März
In Adelaide, City Center
Mit der Tram, die zwischen City Center und Glenelg hin und her fährt, besuchen Raimund und ich die Innenstadt. Wir gucken uns das Aboriginal Center an, kaufen Postkarten mit Abo-Motiven, kriegen beim RAA, das ist ein Autoclub wie der ADAC, preiswert Straßenkarten und Prospekte und kehren schließlich zum Mittagessen im griechischen Restaurant Eros an der Rundlestreet ein. Am Abend fährt Elvi uns zum Supermarkt Bilo, wo wir Lebensmittel für die ersten Tage im Campervan einkaufen.
Di 23. März 165 km
Adelaide – Fähre - Kingscote
Abschied tut weh. Elvi gab uns Pfirsiche und Trauben aus ihrem Garten mit. Peter fuhr uns mit seinem 4WD zu KEA, wo wir den Campervan übernahmen. Uns kamen die Tränen. Werden wir uns jemals wiedersehen? Wir sind ja alle vier schon recht alt und auch nicht mehr gesund.
Die junge Frau bei KEA kann gut deutsch und buchte für uns die Fähre ab Cape Jervis nach Kangaroo Island, ab 19:00Uhr. Alle früheren seien ausgebucht, sagte sie. Wir machen eine Pause in Normanville, und erinnern uns, dass wir schon mal hier waren. Wir sind früh an der Fähre und können schon um 18:00Uhr rüber. Kaum auf dem Wohnmobil und dann schon rückwärts auf die Fähre. Blödes Schiff, und das im 21. Jahrhundert. Es ist nur noch nostalgisch gesehen zu ertragen. Da gab es Touristen mit langem Gespann. Die mussten sich ihren Lindwurm von der Schiffsmannschaft auf die dämliche Schiffskonstruktion rückwärts hinauf fahren lassen. Das übliche ist, dass Raimund dann sagt: iiiich lieeebe Konstrukteure. Im Dunkeln erreichten wir den CP in Kingscote. Das war noch ganz schön weit von der Fähre aus. Der CP in Penneshaw war geschlossen.
Mi. 24. März 48 km
Kingscote – Kangaroo Island West CP1
Im Städtchen kaufen wir noch einiges ein, tanken, und sausen nach Seal Bay. Auf den Strand, nahe an die Seelöwen heran, geht es nur mit Führer. Wir sehen keine Babylöwen. Es ist nicht die richtige Jahreszeit dafür. Alle liegen faul in der Sonne. Es ist sehr warm. Einige Bullen brüllen sich an. Es hört sich an wie Hundegebell.
Nach der Führung fahren wir weiter Richtung Westen und halten an bei Little Sahara. Hier sind viele Meter hohe Sanddünen aufgetürmt. Raimund geht bis auf die zweithöchste und kann das Meer noch immer nicht sehen. Weitere hohe Dünen liegen noch dazwischen. Ich bleibe unten und lege mich in den warmen Sand. Ein kleiner Strauch gibt mir etwas Schatten. Den Tag beschließen wir auf dem KI-West-CP.
Do. 25. März 62 km
KI-West CP – Flinders Chase NP
Weiter geht es auf Kangaroo Island, Richtung Westen, zum Flinders Chase NP. Im Info Center bezahlen wir unser Tagespermit und buchen für die nächste Nacht Wildnis Camp Rocky River ohne Strom. Die asphaltierte Straße südlich nach Admirals Arch und Remarkable Rocks zeigt uns beidseits Wildnis pur. Wenig Wald, große Flächen brusthohes Gebüsch. Die Remarkable Rocks widerstehen seit 5 Millionen Jahren der Erosion durch Stürme und Wasser, obwohl sie auf dem südlichsten Küstenkliff stehen. Fotos und Film zeigen die beeindruckenden Formen und Farben, denn das Wetter ist perfekt. Der Parkplatz, und mehrere Wege hinauf sind erstklassig ausgebaut. Auf dem griffigen Granitstein kann man um die Felsen herumturnen. Der Admirals Arch ist ein ausgefranster Felsbogen, unter welchem die Brandung hereinschäumt. Man geht und steht auf hölzernen Plattformen und sieht unter dem Bogen und auf anderen Felsen Hunderte von Seelöwen. Viele keilen sich und bellen wie Hunde. Wir nehmen uns viel Zeit, und wandern auch

Remarkable Rock widerstanden 5 Mill. Jahre der Erosion
noch auf gut bezeichnetem Pfad durch die Botanik. Nach kurzer Mittagsruhe fahren wir 12 km gravelroad und gehen vom dortigen Parkplatz 5km hin und zurück zur Meeresbucht Snake Lagoon. Ich erinnere mich, dass wir diesen Gang vor ca. 10 Jahren schon mal gemacht haben. Es war diesmal schwieriger für mich. Auf dem Pfad sind Steine oder Wurzeln, und er geht rauf und runter, am Berghang entlang. Auf der anderen Seite ist tief unten der Fluss. An seiner Mündung ist eine herrliche Sandbucht, begrenzt von hohen Felsen, wo man unter Felsüberhängen kräftige Stalaktiten erkennt. Mein Bein hat mir zwar hinterher wieder ziemlich wehgetan, aber ich war glücklich, diesen Gang noch mal gemacht zu haben. Aber ich frage mich wieder einmal, warum mich das operierte Bein schikaniert. Habe ich doch im September letzten Jahres eine Brustkrebs-OP überstanden.
Fr. 26. März 134 km
Rocky River CP - Kingscote
Bevor wir Abschied nehmen vom Flinders Chase NP, wandern wir auf dem Platipusweg. Ein Platipus ist ein nachtaktives Schnabeltier, das es nur an wenigen Stellen in Australien gibt und kleine Teiche im Busch bevorzugt. Die Wanderung war schön, aber sehr lang. Und dieses Tier haben wir nicht gesehen, weil heller Tag war.
Die Straße nach Kingscote zieht sich lang hin, und ist nicht besonders interessant. Am Hafen von Kingscote wurden um 17:00Uhr zig Pelikane gefüttert. Man wollte 2Au$ für das Zuschauen haben. Leider haben wir für heute keine Fähre mehr bekommen, obwohl wir schon gestern im Infocenter des NP danach gefragt haben. Wir bleiben also noch mal auf dem hiesigen CP.
Sa. 27. März 63 km
Kingscote – Fähre – Cape Jervis Station
Vor der Abfahrt von Kingscote überkam uns die Lust, erst noch eine kleine Wanderung zu machen. Der ganze Strand lag voll braunem Tang, der nicht gut roch. Zurück bot sich ein

anderer Weg. Der Gang diente hauptsächlich als Bewegungstherapie. Der Tag versprach zwar sonnig und warm zu werden, aber alles, was mal Wiese oder Weide war, sah braun verbrannt und vertrocknet aus. Der Frühling, d.h. hier Oktober bis Dezember ist doch viel schöner.
Unsere Fähre geht erst um 17:30Uhr. Ich kann also noch schreiben. Trotzdem wollten wir früher in Penneshaw sein. Vielleicht kriegen wir ein früheres Schiff. Dort angekommen, stellte sich heraus, dass heute nur dieses eine Schiff zum Festland fährt weil Samstag ist. Wir parkten im Schatten, aßen und schliefen und versuchten schließlich sogar, ein cool-off im Meer zu nehmen. Vom Auto hinunter ans Wasser ist nicht weit, und eine Dusche gibt es auch. Um richtig zu schwimmen, müsste für mich das Wasser wärmer sein. Ich begnügte mich also damit, mich von den sanften Wellen nass machen zu lassen. Raimund blieb auch nicht lange drin. Das Shorty haben wir nicht angezogen, dazu waren wir zu faul.
Raimund setzte gekonnt unser Auto reverse, d.h. rückwärts auf die Fähre. Wir guckten zu, wie drei große Laster mit Rindern auf das Schiff placiert wurden, und viele andere große und kleine Wagen. Es ist die reinste Millimeterarbeit. Die Fahrt dauert 45 Minuten. Drei km aus Cape Jervis hinaus, fanden wir auf einer Station, d.h. Farm einen Stellplatz für die Nacht, sogar mit Stromanschluss. Die Lammkoteletts, in Penneshaw gekauft, mit Reis und Tomaten, waren ein Genuss. Jetzt ist es 21:00Uhr und ich bin müde, als hätte ich den ganzen Tag geschuftet. Ist die Sonne schuld, oder was?
So. 28. März 353 km
Cape Jevis Station – Kingston
Kingston, Lobsterstadt am Coorong NP, 20:00Uhr. Ich muss zuerst noch etwas zur letzten Nacht sagen. Auf der sheep station, 3km nördlich Cape Jervis, gab es nicht nur Schafe, die aussehen wie das abgeerntete Feld auf dem sie stehen, wir sagen Trockenschafe, sondern vor allem Mücken und Fliegen. Gemerkt haben wir es mal wieder erst, als wir uns zum Schlafen hingelegt hatten. Die Biester fliegen ja nicht ans helle Licht. Sie verstecken sich auf dunklem Hintergrund, und summen einem vor dem Gesicht herum, sobald das Licht aus ist. Wir hatten also bis weit nach Mitternacht genug zu tun, uns als Kammerjäger zu betätigen. Trotzdem waren wir ausgeschlafen genug, heute einen kräftigen Fahrtag einzulegen. Es wurden bis hier nach Kingston 353 km.
In Victor Harbor haben wir kurz halt gemacht um einiges an frischem Gemüse und Obst zu kaufen. Wir sahen zufällig den offenen Laden. Es ist Sonntag, da ist das nicht die Regel. Wir wählten kleine, asphaltierte Straßen über Land. Es gab noch eine Menge Weinfelder zu sehen. Mit einer kleinen kostenfreien Fähre setzten wir über den Murray River bei Wellington. Die beiden großen Süßwasserseen Alexandrina und Albert fanden wir nicht besonders schön. Ich weiß auch warum. Seit heute morgen zogen immer mehr Wolken auf. Der Wind war ziemlich heftig. Raimund musste das Lenkrad fest im Griff halten.
In Menigie machten wir Mittag. Danach reizte uns nichts, uns zu bewegen. Also weiter. Gegen Ende des Coorong NP, am 42mile Crossing fuhren wir 2,5km gravelroad, unbefestigte Sraße Richtung Dünen. Auf dem wildernes CP standen etliche Caravans und Zelte. Wir lasen auf einem Schild, eine Stunde hin und zurück durch die Dünen bis ans Meer. Die Dünen sind mit bis mannshohen Sträuchern und Büschen bewachsen. Eine undurchdringliche Wildnis. Hindurch hat man einen Pfad angelegt, schmal, tiefer Sand, mit vielen Windungen. Bei starken Steigungen ist der Pfad mit Brettern verstärkt. Die nächste Düne ist noch ein bisschen höher als die vorherige. Ab und zu sieht man einen kleinen Platz, dicht mit Wollgras bewachsen. Die Stängel schon braun vertrocknet, die Grasbüschel oben drauf sind aber noch weiß, sodass man beim ersten Hinschauen an dicke Schneeflocken erinnert wird. Nach einer halben Stunde standen wir am Meer mit starker Brandung und vom Himmel drohte Regen.
Für den Rückweg bot sich eine breite, ebene 4WD - Piste an. Das hatten wir aber nicht gekannt. Tiefer Sand, nirgendwo feste Schritte möglich. Es war sehr schwierig zu gehen, ähnlich wie in zu tiefem Schnee. Letztendlich fanden wir doch unser Auto wieder und spulten die letzten 60 km bis hier nach Kingston ab. Total verschwitzt und mit klebrigen Haaren war ich froh, auf dem CP eine gepflegte hot shower, heiße Dusche nehmen zu können. Wir entschieden, Ausessen zu gehen, erstens weil Sonntag ist, zweitens weil wir hier in einer bekannten Fischfangstadt sind. Im Royal Mail Hotel bestellten wir Fishermens Platter. Lobster ist uns zu teuer. Es war eine leckere Fischmahlzeit mit Fritten, Salat und Gemüse. Das war aber nicht neu für uns. Dieses Fischessen ist auf dem ganzen Kontinent gleich. Auch diese Art Hotelgastronomie mit pokies, sprich einarmige Banditen, mehreren laufenden Fernsehern, und einer Biertheke, wo man vor dem Bier das Geld schon hinlegen muss, gibt es überall im Land. Jetzt sind wir wieder auf dem CP und es regnet in Strömen. Die Dachluke können wir nicht aufmachen, dann wird es nass. Schluss für heute.
Mo. 29.März 146 km
Kingston – Southend,
Heute waren wir schon um 9Uhr aus Kingston raus. Vor der Stadt haben sie einen Riesenlobster aus Beton aufgestellt. Orangefarben sieht er richtig echt aus. Nach 42 km erreichten wir Robe, eine kleine Stadt am Meer. Wie gewohnt, Grünanlagen mit Tischbänken und Toiletten, imposante Afrikatannen entlang der Straße, genannt „Strand“. In der Bücherei konnten wir kostenlos ans Internet. Harald, Christoph und Rita bekamen eine Mail als Antwort auf ihre Grüße. Ein kleiner Ausflug zu einem Monument auf den Klippen am Meer bekam uns nicht besonders. Es war sehr stürmisch und kalt. Es ging also weiter nach Beachport, eine kleine Landzunge, umkreist vom Meer und einem großen Süßwassersee. Hier machten wir Mittag und einen Spaziergang

Unbekannte, wenig besuchte Südküste mit
vielen kleinen, wunderbaren Felsformationen.
zum lighthouse. Ich war froh, als ich wieder im warmen Auto saß. Ein bezeichneter Tourist Drive gab uns einige Ausblicke auf das vom Sturm aufgepeitschte Meer.
Da noch früher Nachmittag war, düsten wir weitere 17 km Richtung Millicent bis Southend, klitzekleine, propere Siedlung am Meer. Hier schließt sich der Canunda Conservation Park an. Laut unserer Informationen kann man hier etliche kurze und lange Wanderungen machen. Der CP ist ganz ok, obwohl hauptsächlich ständig stehende Wohnanhänger zu sehen sind. Wir kochen was Gutes, heizen uns ein, und hoffen, dass morgen besseres Wetter ist.
Di., 30. März 87 km
Southend – Mount Gambier,
Die nette, etwas dickliche Frau vom CP, mit gepiercten Ohren zeigte uns gestern Abend den Stellplatz, holte sich das Geld dafür bei uns ab, und gab uns ein DinA4-Blatt, wonach wir wandern sollten. Es war zwar schlecht gezeichnet, und den Weg, den wir wollten, haben wir auch nicht gefunden, doch der Pfad, den wir schließlich gegangen sind, entzückte uns auf Schritt und Tritt. Er führte gut markiert auf den Klippen entlang. Die Küste hier heißt Limestone Coast, Kalkstein Küste. Dementsprechend zerklüftet und ausgefranst sind die Felsen. Seit Jahrtausenden haben Wind und Wellen daran genagt. Die sich anschließenden Dünen sind wild und dicht bewachsen. Es ist zwar alles grün, aber es blüht kaum mehr etwas. Es ist halt Herbst. Auch ist heute der Himmel grau und es ist ziemlich kühl. Ich habe die Wollweste unterm Sommeranorak an. Leider bin ich auch nicht mehr so gut drauf wie vor zwei Jahren. Das Rauf und Runter durch Sand und über grobe Steine strengt mich doch sehr an. Trotzdem werde ich dieses grandiose Naturerlebnis immer in Erinnerung behalten.
Auf unserer weiteren Reise Richtung Süden machten wir Halt beim Tourist Info Center in der kleinen Stadt Millicent. In vielen Läden der Hauptstraße sind Quilts, das sind Patchworkdecken ausgestellt. In einem der Geschäfte sahen wir all die bunten Stoffe, z.T. schon in kleine Ecken geschnitten, und Bücher mit Anleitungen, um solche Decken herstellen zu können. Im Übrigen gefiel mir der Ort aber nicht besonders.
Wir fuhren also weiter nach Mt.Gambier. Diese Stadt ist in den Krater eines ehemaligen Vulkans gebaut. Drei weitere Krater im Umkreis sind mit Wasser gefüllt. Sie sind von hübschen Grünanlagen umgeben und dienen der Naherholung. Der Blue Lake bietet ein besonderes Phänomen. Von April bis November ist er herrlich blau. Dann wechselt er ziemlich plötzlich die Farbe und wird grau. Noch niemand konnte bisher herausfinden, woran das liegt. Wir haben heute einen Stellplatz auf einem Big4 CP am Seekraterrand gebucht. Das heißt, wir liegen oben, und der See weit unten. Mal sehen, was der morgige Tag zu bieten hat.
Mi. 31. März 69 km
Mount Gambier – Nelson
In der Früh besuchten wir als erstes das Lady Nelson Tourist Büro. Wir bekamen allerlei Informationen und einen kostenlosen Stadtplan. Die Nachbildung des britischen Seglers Lady Nelson, einer 60 Tonnen Brig von 1799, verschaffte uns eine eindrucksvolle Vorstellung, unter welchen Bedingungen die Seeleute damals 8 Monate von England nach Australien unterwegs waren. Das kleine Schiff wurde bei seiner Jungfernfahrt in England witzelnd ‚His Majesty’s Tinderbox’ genannt. Es war aber dann vor den Küsten Australiens noch 24 Jahre in Dienst. Das nächste highlight war Umpherston Sinkhole. Das ist ein großes Loch in einem hübschen Park. Es ist vor Tausenden von Jahren entstanden, weil die Sandsteindecke einer Höhle einbrach. Die ganze Stadt ist unterhöhlt. Diese Sinkholes hat man unten drin bepflanzt. Es führen Wege hindurch. Die porösen Sandsteinwände sind mit hängendem Efeu bewachsen. Es ist schon was Besonderes. Eine andere Höhle heißt Cave Garden und ist innen und auf den Rändern mit Rosen bepflanzt.
Eine ganz profane Beschäftigung war dann vonnöten. Bei Coles kauften wir für die nächsten Tage ein. Auch ein gebackenes Hähnchen und Salat war dabei. Unseren Picknickplatz fanden wir an einem der Kraterseen im Süden der Stadt. Der Ausblick war angenehm, das Wetter weniger. Es ist immer noch kalt und grau. Was soll’s, ein Verdauungsspaziergang muss sein. Wir sahen Kängurus, einen Koala hoch oben im Geäst und einen kleinen Wombat. Ich war dann ziemlich schlapp und müde. Eine Ruhepause auf einer Bank am See änderte nicht viel. Raimund bot mir eine sightseeingtour, Besichtigungsfahrt rund um den Blue Lake. Da die Ränder dieses kreisrunden, azurblauen Sees sehr steil sind, kann man nur mit dem Auto von lookout zu lookout fahren. Ein Fußgängerweg geht neben der Straße auf dem oberen Rand des Kraters entlang. Dieser Blue Lake hat ein Geheimnis. Von April bis November ist er tiefblau. Dann wechselt er innerhalb weniger Tage seine Farbe in grau. Kein Experte konnte bisher erklären, woran das liegt. Da wir nun alles gesehen hatten in Mount Gambier, beschlossen wir, die 35 km nach Nelson weiter zu fahren. Hier sitzen wir nun auf dem Kywong CP, fast allein. Die Uhr mussten wir umstellen. Dadurch ist es jetzt schon um 18:30Uhr dunkel. Und regnen tut es auch. Ein Glück, dass unsere Kiste hell, warm, praktisch und gemütlich ist.
Do. 1. April 123 km
Nelson – Portland
Die Kiste kühlt im Lauf der Nacht immer mehr aus, da wir bei laufender Heizung nicht schlafen können. Diese lahmen 1kW brauchen einen Lüfter, der uns viel Radau beschert. Es wurde so kalt, weil die Nacht sternenklar war. Der Morgen zieht sonnig auf, also hoffnungsvoll auf warmes Wetter. Wir machen uns auf den Weg. Zuerst sind wir in der Info um ans Internet zu gehen aber das klappt nicht. Der Rechner verlangt immer wieder ein Passwort und auch die Maid der Info kennt es nicht. Also weiter zur Princess Margaret Rose Cave, der Tropfsteinhöhle. Aber wie? Jetzt mit dem Auto, und von 18 km sind 10 km nicht asphaltiert, oder um 13Uhr mit dem Schiff. Das Schiff ist uns nicht sicher, da wir glauben, für uns zwei fährt das gar nicht erst. Also mit dem Auto.
Vor der Höhle empfängt uns das typische, toll hergerichtete Ambiente vor einem highlight im NP. Tolle Wiesen mit hohen alten Eukalypten, reichlich Parkplatz, viele Tischbänke usw. Zur Höhle führen 86 Stufen hinunter in die Wunderwelt der Tropfsteine. Ein vor Urzeiten aus dem Kalk ausgewaschener hundert Meter langer, so ein bis fünf Meter breiter und bis zu zehn Meter hoher Korridor empfängt uns. Das Deckgebirge ist nur fünfzehn Meter dick. Innerhalb von nur siebentausend Jahren ist diese Wunderwelt der Stalaktiten, Stalagmiten, Vorhänge und Faltenwürfe entstanden. Der Führer zeigt uns das Spiegelei, das Gesicht der Großmutter und den unendlich großen Kronleuchter und, und, und. Einige Bäume von oberhalb schicken ihre Wurzeln bis in die Höhle, ca. vierzig Meter tief.
Wir gehen zur Anlegestelle am Glenelg River und bewundern die Schlucht des Flusses, der sich in das Kalkgestein eingeschliffen hat. Die Wände und steilen Abhänge sind bis zu dreißig Meter hoch und stark bewachsen mit all den hier üblichen, wohlriechenden Hartlaubgewächsen.
Wieder in Nelson funktioniert jetzt das Internet und wir können die erste längere Mail von Diskette an alle Interessierten daheim absetzen. Wir haben immer ein mulmiges Gefühl dabei, da einige Leute dabei sind, die wir nicht gefragt haben. Bei uns schäumt da ein bisschen die Begeisterung für Australien auf, und wir wollen ja alle daran teilhaben lassen, aber niemanden neidisch machen. Und, es ist so einfach, gleich viele Briefe zum gleichen, niedrigen Preis zu versenden.
Nach dem Mittagessen mit tollem Meerblick entschließen wir uns, die fünfundzwanzig Kilometer unbefestigter Straße mit dem Namen Glenelg Drive zu fahren. Am Anfang war sie frisch gekratzt und planiert und gut zu fahren. Die zweite Hälfte war wahnsinniges Waschbrett. Raimund musste die Tugend des Waschbrettfahrens anwenden damit sich der Wagen nicht auflöst. Die Tugend ist, nur ja nicht unter fünfzig fahren, sonst sucht der Wagen jede Welle einzeln und synchronisiert sich damit. Also schnell von Oberwelle zu Oberwelle hüpfen lassen, so ist es einigermaßen erträglich. Die Stops am Fluss ließen uns wieder eintauchen in die Wildnis von Australien. Gekreisch der Kakadus, eine Schlange in der Sonne am Anlegesteg, viele kleine und kleinste bunte Vögel, und die wunderbaren Gerüche von all den Pflanzen die wie Eukalypten aussehen. Heute fahren wir noch bis Portland, der Stadt mit dem größeren Hafen und etwas Industrie.
Fr. 2. April 195 km
Portland – Princetown,
Raus aus der Stadt, uns zieht es an die Great Ocean Road, besonders da der Himmel zur Zeit ein nicht so grelles, aber helles Licht hat, das aus der richtigen Richtung kommt. Warrnambool, eine größere Stadt, haben wir links, ah, das heißt rechts liegen lassen und sind dann bald vom Princess Hwy in die B100, die Great Ocean Road eingebogen. Diese Straße wurde nach dem Weltkrieg, ich glaube, ich habe gelesen, dem ersten, von den heimgekehrten Soldaten, die dann arbeitslos waren, gebaut. Dies nur, um die großartigen Schönheiten der Südküste von Victoria zu erschließen. Oft sehen wir Schilder zur Old Ocean Road, also hat man später eine neue Trasse gewählt. Die Teile der alten Straße, die heute nicht mehr zur Straßenführung gehören, gibt es noch immer, aber nur als Piste befahrbar.
Die wunderbaren Ausblicke auf die zerklüftete Südküste zwischen Warrnambool und Gelong sind an vielen Stellen in hervorragender Weise und auch noch kostenlos zugänglich gemacht. Jeder der Aussichtspunkte hat auch seinen Namen. Wir durften uns ansehen: Bay of Islands, Bay of Martyrs, The Grotto, London Bridge, The Arch, The Blowhole, Loch Ard Gorge und natürlich The Twelve Apostles, dies gleich zwei mal, abends und morgens.
Abends am 2.4. war das Licht, so glaubten wir, aus Westen

An der Great Ocean Road
nicht das richtige, wir haben noch einige Aufnahmen gemacht und sind dann die 5km nach Princetown gefahren. Als wir uns diese Aufnahmen dann angesehen haben, waren wir ob der Effekte, die sich aus dem späten Gegenlicht ergaben, sehr erstaunt und begeistert. Auf den Wegen zu den Aussichtspunkten sind wir jedes Mal von der so unterschiedlichen und starken Vegetation begeistert worden. Alle Büsche und kleine Bäume sind Hartlaubgewächse. Bei Sonnenschein kommt immer wieder ein Schwall feinen Geruchs auf uns zu. Die Blätter sind meistens klein und die Rinde des Holzes sehr zerfurcht. Es ist immer wieder ein wunderbares Erlebnis, wenn Raimund ein Blättchen zwischen den Fingern zerreibt und einen neuen Geruch hervorzaubert. Oft haben wir den Eindruck, einen ganz starken Geruch des Rosmarins gefunden zu haben, also mindestens zehnmal so stark wie zu Hause.
Sa. 3. April 127 km
Princetown – Apollo Bay,
Heute meint es die Sonne nur zögerlich gut mit uns und wir hoffen auf gutes Licht an den Twelve Apostles. Wir haben Glück. Es sind erst wenige Touristen unterwegs und wir haben gutes Licht auf der spektakulären Küste mit den weltberühmten hintereinander stehenden Kalksteinfelsen im Meer vor der steilen Klippenküste, genannt Twelve Apostles.
Unsere Fahrt geht weiter auf der Great Ocean Road bis zum Melba Gully State Park. Eine Wanderung von einer halben Stunde auf gut hergerichteten Wegen, streckenweise über Holzstege, führt uns durch Regenwald. Die Besonderheit hier sind die großen Farnbäume, wie wir sie in Neuseeland gesehen haben. Dazwischen steht immer mal wieder ein Eukalyptusbaum. Sie sind bis zu 300 Jahre alt und beim allgemeinen Abholzen durch die ersten Siedler stehen geblieben. Sie haben einen Durchmesser von ca. 3m und eine Höhe von ca. 50m. Sie stehen zwischen den filigranen Farnbäumen wie alte Riesen, die auf alles unter ihnen herabschauen. Es ist alles nass, aber es regnet nicht.

Melba Gully State Park, Regenwald
Die Sonne zaubert überall helle Lichtreflexe auf die Farndächer. Zu einem besonders dicken Eukalyptus führen 150 Stufen den Berg hinauf. Ich muss sie zweimal gehen, weil wir uns mit dem Weg vertan haben. Es hat mich etwas angestrengt, trotzdem war dieser Gang herrlich und unvergesslich. In Lavers Hill, der nächsten kleinen Ansiedlung, war auf einem Dach zu lesen: Bakehouse. Da wir unbedingt Brot brauchten, guckten wir uns das Angebot an. Sie hatten gut aussehenden Kuchen und Brot, das von Raimund gebacken sein könnte. Ein nettes junges Mädchen bemühte sich sehr um uns, und meinte, sie würde es dem Bäcker sagen, dass Germans sein Brot toll fänden. Der Raum neben dem Laden war zum Schießen komisch. Lauter bunte Plüschmöbel, etwas windschief schon, und Plastikblumen. Bei diesem interessanten Anblick hörte man von irgendwoher klassiche Musik, vermutlich Beethoven.
Bei der Weiterfahrt entschieden wir, den treetopwalk auszulassen. Es wären 19 km Umweg. So etwas hatten wir ja schon mal im Westen Australiens. Es ist eine Stahlkonstruktion, die hinaufführt zwischen die Baumkronen der hohen Eukalypten.
Die 14 km lange, kurvenreiche aber asphaltierte Straße zum Cape Otway Lighthouse, mit im Glanzpapier Prospekt angekündigten Wanderungen hätten wir uns auch sparen sollen. Hier wird der NP von einem Streifen Privatgelände unterbrochen. Die Folge davon ist, neben dem Leuchtturm steht eine Bretterbude. Darin will eine Schwarzafrikanerin 10.50Au$ kassieren, für eine kurze Wanderung um den Turm herum. Raimund sagt, sorry, to expensive, sie sagt, no worries, und wir nix wie ab. Auch die Wanderwege im angrenzenden NP waren nicht gerade einladend. Wir düsten also raus aus dem Wald auf den Hwy und nach Apollo Bay. Der CP am Golfplatz hat uns nicht gefallen. Wir wählten den Top Tourist CP, etwas außerhalb. Was soll’s, Raimund hatte ja schon seine gewohnte sightseeingtour gefahren. Auf den Grünanlagen, im Anschluss an den Sandstrand, hatte ein Künstler Holzplastiken aufgestellt, Gesichter, Tiere usw, ockerfarben lackiert. Da es noch früh genug war, und der Platz eine gute

Bei dem Ort Anglesia
laundry bot, konnten wir 2 Maschinen waschen und trocknen. Übrigens, abends schauen wir uns zu allererst die Fotos von der Digitalkamera im Laptop an. Ich will nur wenige löschen. Die meisten sind brillant.
So. 4. April 135 km Halbzeit
Apollo Bay – Torquay – Barwon Heads,
Die Straße windet sich hoch über dem Meer mit vielen Kurven über endlose Kilometer. Sie erinnert uns an die Amalfitana, die Straße nach Amalfi in Italien. Es fehlen nur die pitoresken Orte, die aussehen, wie in den Berghang geklebt. Unserem Infoblättchen nach, soll nach einem Abstecher von 4km gravelroad ein Waldstück mit vielen Koalas zu finden sein. Wir fahren 6km bis zu einer schönen picknickarea, haben aber nur 2 Koalas gesehen. Wir machen eine kurze Wanderung durch Regenwald, wie gehabt. Aber das hier ist ein dichter, dunkler Urwald und der Weg ist ungepflegt.
Entschädigt werden wir wieder in dem Ort Anglesia am Meer. Wir spazieren um ein hübsches, weißes lighthouse herum. Es hat ein knallrotes Dach, das in der Sonne weit leuchtet. Ein guter Weg führt uns wieder hoch auf den Klippen zu spektakulären Aussichtspunkten, und dem letzten markanten Felsen im Meer an der oceanroad. Fotomotive jede Menge. In Lorne ist eine Surfschule zu Gange. Viele Leute, viele Autos. Wir finden auch einen Parkplatz und gucken zu, wie die jungen Leute auf ihren Surfbrettern über die Wellen sausen. Wir nehmen die Gelegenheit wahr, und essen etwas zu Mittag. Dabei entdecke ich, dass jemand rundgeht, und Strafzettel an den Windschutzscheiben befestigt. Schnell alles verstaut, und nix wie ab. Beim Hinausfahren sehen wir, dass wir hätten ein Parkticket ziehen müssen. So hatten wir weder dieses noch ein Strafticket. Während der Parkerei machten wir auch noch einen Besuch im Touristbüro und kauften für Jelka Tiersticker und für mich einen Perlmuttanhänger.
Torquay haben wir nicht wieder erkannt. Es ist ja auch schon acht Jahre her. Hier gab es auch ein Sonntagsevent. Surfer mit fliegenden Matratzen. Diese Art des Surfens habe ich bis jetzt noch nicht gesehen. Weiter bis Barwon Heads, teuerster und schlechtester CP. Wir sind beide sehr müde. Es war halt ein ereignisreicher schöner Tag.
Mo. 5. April 170 km
Barwon Heads – Korumburra,
Mit einer super modernen Fähre sind wir von Queenscliff nach Sorrento übergesetzt. Auf der Fähre unterhielten wir uns während der ganzen Fahrt mit einem Ehepaar vom Starnberger See bei München. Sie sind das erste Mal in Australien. Viel gereist wie wir oder noch mehr. Ein sehr interessanter Erfahrungsaustausch. Sie fuhren Richtung Melbourne, wir zum Cape und Fort Neapen. Olle Kamellen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, Befestigungen mit alten Kanonenstellungen zum Schutz der Einfahrt in die Port Phillip Bay und damit Melbourne, mutet wie Mittelalter an, es war immerhin eine Wanderung von 3km. Anschließend hatten wir eine lange Fahrt über den Freeway, Autobahn Richtung Melbourne und dann weiter ostwärts bis Korumburra. Wir planen drei Nächte im Wilsons Promotory NP, danach die nächsten Nächte müssen vorbestellt werden wegen Ostern, dann reisen die Melbourner wie wild.
Di. 6. April 107 km
Korumburra – Tidal River im Prom NP,
Heute Morgen um 5:00Uhr hat es geblitzt und gedonnert, aber wenig geregnet. Nach dem Aufstehen war es mild genug um Haare zu waschen und ohne Fön trocknen zu lassen. Die Frau vom CP ist geborene Holländerin, nett, aber unheimlich fett. Im Info Center haben wir uns noch mal vergewissert, dass für Tidal River keine Vorbuchung notwendig ist. Weiter ging es auf dem South Gipsland Hwy nach Leongatha, eine etwas größere Stadt. Wir fanden einen großen Supermarkt, tankten, und telefonierten mit einem CP außerhalb des NP, jedoch am Meer gelegen für Karfreitag Abend und erfuhren, dass ausgebucht ist. Schließlich konnten wir, weg vom Meer, am Hwy eine Reservierung erreichen. Dieser Münzfernsprecher stand an einer lauten Kreuzung. Darum fuhren wir weiter bis Fish Creek, eine kleine Siedlung, kurz vor dem NP. Hier erspähten wir ein ruhigeres Telefon und reservierten zwei Nächte am Hwy in Nicholson. In dem Ort Lakes Entrance hat der CP keinen Platz mehr frei. Mit diesem Auto ist es günstiger, einen Stellplatz mit Strom zu bekommen, weil Kühlschrank, Laptop und Licht nur begrenzte Zeit auf der Zusatzbatterie laufen, und heizen in den kalten Morgenstunden kann man ohnehin nur mit Stromanschluss. Nach dieser nervigen Telefoniererei landeten wir 50 km weiter am Tidal River. Die Landschaft des großen Prom NP ist mal wieder sehr interessant. Es gibt warm temperierten Regenwald, Granitfelsen in tollen Farben, das gäbe schöne Fensterbänke, mit kurzem Weg erreichbaren herrlichen Badestrand, viele kurze und lange Wanderwege. Es gibt einen store, ein Touristbüro und ein riesiges Terrain, wo versteckt zwischen viel Grün Anhänger, Wohnmobile und Zelte stehen.
Nach einer Rohkostmittagspause trieb es uns gleich auf die erste Wanderung zur Norman Bay. Raimund sagte vorhin, es seien ca. 5km gewesen. Am Strand entlang und auf gut gepflegtem Pfad durch Paperbarkwald wurde ich sehr müde und genehmigte mir ein Nickerchen auf der Polsterbank. Vorhin sah es aus, als wollte es gewittern. Jetzt ist es 18:00Uhr, und die Bergspitzen sind wieder von der Sonne beschienen. Wir haben hier drei Nächte gebucht. Mal sehen, wie lange unser Kühlschrank durchhält.
Mi. 7. April 12 km
Im Prom NP
Heute Morgen konnten wir besser aufstehen als erwartet. Es war nicht so kalt wie in den letzten Nächten. Schließlich können wir nicht heizen, da es hier im Prom NP keine Stromanschlüsse gibt. Nach unseren gewohnten Morgenritualen kamen die ersten warmen Sonnenstrahlen über den Berg. Wir machten uns auf zum Wandern nach Squeaky Beach. Wie gewohnt, wollen wir so viele

Im Prom Nationlpark
Risiken wie möglich vermeiden. Weil es gestern Abend so nach Donnerwetter aussah, und ein kalter Wind blies, nahmen wir also die Schirme mit und zogen die Anoraks an. Doch nach einer halben Stunde Gehen mussten wir die Jacken schon um die Hüfte binden und die Schirme haben wir den ganzen Tag nicht gebraucht.
Vorige Woche war das Wetter ja nicht so besonders und zum Teufel mit den Wiederholungstouren. Ein paar Mal habe ich bei mir gedacht, jetzt bin ich wirklich mit Australien abgefüllt. Und das Vagabundenleben fällt mir diesmal viel schwerer als bei den Reisen zuvor. Doch dann kommt der nächste Nationalpark, und offeriert uns bei strahlendem Sonnenschein schattige Eukalyptuswälder, warme, windgeschützte, gepflegte Pfade durch die Dünenvegetation, zu Balkonen hoch auf den Klippen, wo wir sprachlos und überwältigt den Ausblick auf das azurblaue Meer, seitwärts eingegrenzt von großen, glatten Granitfelsen, bewundern können. Dann hinunter zum breiten, meilenweiten, blütenweißen Strand, wo sich ohne Unterlass die weiß schäumenden Wellen im Sand verlaufen. Wenn dann so ein Gedanke auftaucht: guck genau hin, diese Schönheit der Natur wirst du in der Form nie wieder sehen, dann wird es einem wehmütig ums Herz. Man muss sich ablenken, sonst kommen einem die Abschiedstränen in die Augen. Dieser weiße, puderfeine Sand auf dem Squaeky Beach knirscht unter den Füßen, wie wenn man durch Schnee geht. Ähnlich quietschenden Sand haben wir vor zwei Jahren auch in Lucky Bay in Westaustralien erlebt.
Zurück auf dem Tidal River CP bin ich geschafft. Es waren ca. 8km. Für einen richtigen Wanderer keine Leistung. Mich hat es etwas Mühe gekostet. Ich habe geschafft, was ich schaffen wollte, und deshalb war es für mich eine gute Leistung.
Ehe wir uns etwas mittäglisches zwischen die Zähne stecken konnten, kamen neue Gäste, Wohnanhänger, rechts und links neben uns, beide aus Melbourne. Es ergab sich ein längerer smalltalk, Unterhaltung. Das erste Mal auf dieser Reise kamen dann die Campingstühlchen in Gebrauch. Mit einer Tasse Kaffee draußen im Sonnenschein. Am Nachmittag hatten wir genug gesessen. Raimund startete den Motor. Wir machten einen kleinen Ausflug nach Whisky Bay. Vom carpark Spaziergang zum Strand. Dieser Sand quietscht nicht, obwohl die beiden Buchten nicht weit auseinander liegen.
Übrigens, die neue Digitalkamera macht brillante Bilder. Wir sehen sie uns abends auf dem Laptop an. Sie sind begeisternd.
Do 8. April 43 km
Im Prom Nationalpark
Sternklare Vollmondnacht ist zwar schön anzusehen, ist aber in dieser Jahreszeit schon recht kalt, so um die sieben Grad Celsius. Wir mussten gegen Morgen alle Künste zum warm bleiben unter der Decke anwenden. Heizen im NP ist nicht! Also noch einiges anziehen, zusammenkriechen und die Jacken usw. noch auflegen. Wir erwarten die Sonne mit Sehnsucht macht sie doch alle Kälte der Nacht vergessen. Sie kam um Sieben über den Berg und heizte uns ein.
Sofort sind die Pläne für heute wieder da. Ein Stück mit dem Auto zum Wanderparkplatz und drei Stunden Wanderung zu Lilly Pilly Gully. Ja was ist das. Das ist hier eine Wanderung durch die Wildnis zu einem Gully, und dies ist ein kleiner normal immer Wasser führender Bach. Dadurch hat sich dann Regenwald der Warmen Zone entwickelt. Den Unterschied zu den kälteren Regenwaldstücken der letzten Tage ist für uns schwer zu erkennen. Der übliche bordwalk, das ist ein auf Stelzen gestellter Holzbohlenweg. Der ist immer dann da, wenn die Besucher die Botanik nicht zertreten sollen. Dieser Weg war nur tausend Meter als Rundweg angelegt. Der Baumbestand ganz dicht, viele Farnbäume und üppige Feuchtvegetation im recht tiefen Dunkel eines Urwaldes.
Wir fahren dann fünfzehn Kilometer zum Parkplatz und Beginn des Weges zu Millers Landing. Wir haben zu Mittag gespeist und einen kurzen aber heftigen Mittagsschlaf gehalten und dann gingen wir los. Uns reizte an diesem Weg die Ankündigung eines Mangrovenwaldes an der Corner Bay. Wir wurden nicht enttäuscht, aber Mangrovenwald hat halt so was Sumpfiges, Mooriges, Unheimliches. Die Bäume haben ganz dunkelgrünes Laub, stehen ganz dicht und von unten aus dem Schlamm wachsen schon Tausende Schösslinge nach. Der Weg dort hin ist ein riesiger Banksiawald. Leider gab es nur wenige Blüten. Die Hitze des Nachmittags hat uns ziemlich geschlaucht.
Zurück zum CP wollten wir uns wieder etwas lang machen, aber die Sonne lockte uns noch zu einem Spaziergang. Entlang des etwas moorigen Tidal River bis zu seiner Mündung in den Norman Beach. Unvergleichliche Eindrücke, der Hang mit dem Wald, davor die riesigen gerundeten Basaltkugeln in allen Größen, der braune Bach mit den badenden Kindern und am Ende wieder das so tief grün blaue Meer. Wir sind für heute geschafft, oder besser gesagt, mal wieder so richtig abgefüllt.
Fr. Karfreitag 9. April 259 km
Tidal River im Prom NP – Bairnsdale,
Heute war ein reiner Fahrtag. Den CP Applegum hier in Bairnsdale hatten wir ja telefonisch gebucht. Ging ja nur mit Angabe der Kreditkartennummer. Er liegt 3km vor der Innenstadt von Bairnsdale zwischen Motels und Gewerbefirmen, ganz ordentlich. Die lange Fahrt hierher haben wir in der kleinen Stadt Sale unterbrochen. Das Info Center hatte geöffnet und bot auch einen Internetanschluss. Wir setzten einen Reisebericht ab, und lasen, dass Christoph ab heute über Ostern nach Jena zu Hanno fährt. Auch ein coffeeshop hatte geöffnet, trotz des hohen Feiertages Karfreitag. Wir aßen eine gefüllte Paprika und eine Kohlroulade bei einer Tasse Kaffee. Wir haben nicht mehr viele Vorräte. Morgen müssen wir hier in Bairnsdale zu Coles einkaufen. Wo Coles ist, haben wir schon herausgefunden. Nach einer erfrischenden Dusche und frischen
Klamotten machten wir nämlich noch einen Ausflug in die Innenstadt. Wir spazierten ein Stück am river entlang und sahen uns die katholische St.Marys Church von innen an. Sie ist 1912

erbaut und 1930 von italienischen Künstlern mit Gemälden versehen worden. Nicht schlecht. Und siehe da, gleich gegenüber hat ein Fischladen geöffnet. Wir standen davor, noch unentschlossen, als eine Frau im Vorbeigehen meinte, dieser Laden hätte den besten Fisch in der Stadt. Also hinein, für jeden zwei Scheiben Haifisch, paniert gebacken natürlich, zum Mitnehmen gekauft. Damit sausen wir schleunigst zurück zum CP, Tee gekocht, ließen wir uns die Fischmahlzeit munden, vervollständigt mit einigen Tomaten. Den Abend gestalten wir mit dem Planen der nächsten Tage, schreiben und lesen. Es ist schon um halb sieben dunkel. Wir gehen meistens schon um halb zehn schlafen.
Sa. 10. April, Karsamstag 74 km
Bairnsdale – Paynesville – Nicholson,
Abstecher nach Eagle Point. Das ist eine kleine Siedlung mit zwei Campingplätzen an einer Meeresbucht. Es stinkt und ist nirgendwo schön. Das kommt daher, dass so viele Algen am Ufer verfaulen. Weiter nach Paynesville. Dieser Ort ist schön. Es ist sonnig, und es gibt eine Menge schwarzer Schwäne.
Wir fahren mit einer kostenlosen Fähre nach Raymond Island. Wir fahren als Fußgänger, das Auto bleibt auf dem Parkplatz. Bei einer zweistündigen Wanderung auf der Insel sehen wir etliche Koalas in den Bäumen hocken. Sie sehen ja putzig aus, aber sie bewegen sich ja selten. Deswegen kommen sie mir schon fast langweilig vor. Ich denke, das liegt daran, weil wir sie schon so oft gesehen haben.
Zurück über Eagle Point, befahren wir das Silt Jetty. Hiervon haben wir keine spezielle Karte, müssen es also suchen, und wissen auch nicht genau, was uns erwartet. Silt Jetty ist kein hölzerner Anlegesteg wie alle übrigen Jettys, die wir gesehen haben. Es ist ein 20 km langer, schmaler Landstreifen, der sich zwischen die Flussmündung und das Meer weit hinaus ins Wasser begibt. Es führt eine gravelroad bis ans Ende, wo Fluss und Meer zusammen kommen. Rechts und links des Weges ist hier und da ein wenig Platz, wo Angler ihr Auto abstellen und ihrem Hobby nachgehen können. Wenden ist schwierig. Wir wollten aber auch, einmal begonnen, wissen, wie lang dieses Landjetty ist und wie es am Ende aussieht. Dann hatten wir aber auch die Nase voll von gravelroads. Ab sofort wollen wir diese unasphaltierten Straßen meiden.
Der Bushland CP in Nicholson ist 3km außerhalb im Busch. Hier hatten wir uns auch für zwei Nächte telefonisch angemeldet. Der CP Betreiber tat so, als hätten wir Glück gehabt, bei ihm einen Platz zu finden. In Wirklichkeit sehen wir ein riesiges Gebiet und noch viele freie Plätze. Das Duschhaus ist nicht überragend. Außerdem ist Gras und Busch vertrocknet und nette Nachbarn haben wir auch nicht, simple people. Ein Abendspaziergang, genannt walkway zeigt uns die verdorrte Umgebung. Nichts Grünes auf dem CP.
So. Ostersonntag, 11. April 131 km
Nicholson – Lakes Entrance – Nicholson,
Am Morgen ist es nicht kalt, darum Haare gewaschen. Abstecher nach Metung. Schöne Fotos. Gegen Mittag nach Lakes Entrance, eine größere Stadt, mit viel Betrieb, schönes Wetter. Wassersport in allen Variationen. Auf den Picknickwiesen verbringen die Leute ihren Ostersonntag. Über eine lange Fußgängerbrücke überqueren wir einen Meeresarm. Düne rauf, Düne runter, das blaue Meer. Gelber breiter Sandstrand von Horizont zu Horizont. Bewachtes Spiel mit den Wellen. Im hübschen Italien Restaurant Pinocchio essen wir Pizza und Lasagne. Gegen 4Uhr über Nowa Nowa, Nulldorf, Kaffeeeinkehr in einem australischen Nullcafe. Über Bruhten, Abzweig durch Farmland nach Swan Reach und zurück zum CP Bushland bei Nicholson.
Mo. Ostermontag, 12. April 260 km
Nicholson – Mallacoota,
Heute hatten wir einen langen Fahrtag, und das bei grauem Himmel, Kühle und öfters Regen. Eigentlich wollten wir nur bis Marlo ans Meer fahren. Später haben wir dann anders entschieden. Als Erstes stiegen wir in Lakes Entrance noch mal aus um einige Fotos zu machen, die wir gestern nicht knipsen wollten, wegen der vielen Menschen in der Stadt. An Ostersonntag waren ja viele Läden auf. Ich habe eine Fleecejacke gekauft, die mir gut gefällt, und nicht so teuer war wie ähnliche in Deutschland. Dagegen war es heute schon recht ruhig. Wir dachten, in Orbost einen großen Supermarkt zu finden, gab es aber nicht. Orbost liegt zwar am Hwy 1, ist aber nur eine kleine Stadt. Trotzdem fanden wir einen kleinen Laden, der heute geöffnet hat, und wir konnten die paar Sachen kaufen, die uns fehlten.
Vom Hwy ging es südlich nach Marlo. Eine winzige Siedlung, tote Hose, Regen und erst 11Uhr. Was sollen wir hier? Also zurück zum Hwy und weiter nach Cann River. Hier verfügten wir uns eine Mittagspause in der örtlichen Picknickarea. Wir tankten und konnten noch einen Spaziergang machen, weil es gerade nicht regnete. Aber schon waren wir on the road again.
Nächster Halt in Genoa. Wieder eine kleine Versorgungssiedlung am Hwy. Es gibt zwar einen CP hier, wir turnten über eine historische, ehemalige Straßenbrücke und überlegten, hängen wir noch 23 km dran und fahren südlich nach Mallacoota, oder ist es so öde wir Marlo, und fahren besser weiter auf dem Hwy Richtung Sydney.
Wir entschieden, bei unserem ursprünglichen Plan zu bleiben und fuhren nach Mallacoota ans Meer. Wir fanden hier einen schönen CP. Der Boss spricht einen schrecklichen slang, dass wir beide kaum etwas verstehen. Er bemüht sich aber, gibt uns ein Ortsplänchen und empfiehlt uns einen walkway. Den gehen wir auch, durch wilden Wald zu einem lookout.
Zurück am Auto ist es fast dunkel. Wir haben keine Lust mehr zum Kochen, gehen in den Ort und kehren ein. Es läuft ab, wie wir es schon kennen. Man sucht sich auf einer großen, schwarzen Tafel über der Theke aus, was man essen will, ordert es bei der Dame dort und bezahlt und setzt sich an den Tisch, den man angewiesen kriegt. Besteck und Servietten muss man sich selber holen. Auch das Getränk holt man sich, aber an einer anderen Theke. Das Essen kommt schnell, die Teller sind übervoll, Preise in $ wie bei uns in €. Jetzt ist es 21Uhr, wir sind satt und trocken und sind heute 260 km gefahren.
Di. 13. April 100 km
Mallacoota – Eden,
Heute war schon um 7Uhr die Welt in Ordnung. Warm, der Himmel blank. Wir wollen unbedingt wissen, wie Christoph mit unseren Bienen zurecht gekommen ist. Er ist schließlich kein erfahrener Imker wie Raimund. Also stehen wir früh auf, müssen bis zum roundabout gehen und telefonieren. Sylvia meldet sich verschlafen. Sie haben 23:00Uhr und leider haben wir sie geweckt. Sie sind gerade erst aus Jena zurück gekommen, und früher ins Bett als sonst. Christoph ist sofort am Telefon und sagt, es hätte alles gut geklappt, die Jena Fahrt und auch die Arbeit an den Bienen. Gesund sind sie auch, viele Grüße und weiterschlafen.
Wir hingegen gehen in den neuen, sonnigen Tag. Wir frühstücken, räumen auf, knipsen einige Galhas, das sind graue Papageien mit rosa Bauch, und fahren lt. Karte zu einem Parkplatz, von wo aus man über eine Menge Stufen auf den Meeresstrand gehen kann. Eine Stunde auf festem Sand gehen, einmal die donnernden, schäumenden Wellen von links, auf dem Rückweg rechts, tut gut. Es ist erst 8:00Uhr, aber die Sonne verwöhnt uns schon mit angenehmer Wärme. Von hier aus machen wir eine Rundfahrt an den anderen Wassern von Mallacoota vorbei. Es sind Meeresarme, die riesige Seen bilden. Hier gibt es keine schäumenden Wellen. Man sieht viele Bootsstege und kleine Bootshäfen mit Motorbooten und einfachen Fischerbooten. Die Landschaft ist hügelig, mit Eukalyptuswäldern und saftig grünen Weiden, darauf Unmengen von schwarzen Rindern.
Zurück nach Genoa zum Hwy1, und weiter Richtung New South Wales. An der Grenze, die man kaum als solche erkennt, gibt es nur zwei Schilder und eine restarea, Parkplatz mit Toilette. Wir halten trotzdem, und schon kommt ein Australier aus seinem Wohnanhänger an unser Autofenster und erzählt uns ewig lange so allerlei. Wir verstehen zwar nicht alles, können aber trotzdem einiges zur Unterhaltung beisteuern.
In Eden, NSW, erfahren wir im Touristcenter, wo wir Internet und einen Aussichtspunkt finden. Den guten Top Tourist CP Garden of Eden hatten wir selber schon gefunden. Nachdem wir Haralds und Ewalds Mail gelesen hatten, wurden zwei Maschinen Wäsche gewaschen und getrocknet. Die Wartezeit dazwischen nutzten wir fürs Kochen. Ein Spaziergang auf einem boardwalk, d.i. ein Brettersteg, wieder an einem großen See vorbei, war nach dem guten Essen vonnöten. Um die mainstreet, Haupstrasse kennen zu lernen, mussten wir das Auto bewegen. Bei Mitre10 fanden wir den super Duschkopf und in Mathildas coffeeshop einen Cappuccino.
Mi. 14. April 36 km
Eden – Merimbula,
Die mainstreet von Eden haben wir ja gestern kennen gelernt. Wir wollen aber nicht einfach wegfahren, ohne noch einiges von der herrlichen Umgebung gesehen zu haben. Unser Stadtplan verheißt noch einiges. Der Aslings Beach enttäuscht uns nicht. Wir wandern bis ans Ende der Bucht, wo wieder Felsen ins Meer ragen. Sie sind abgeflacht, besetzt mit Schnecken und Muscheln, und Pfützen vom letzten Hochwasser. Raimund sammelt klitzekleine Müschelchen, rutscht von einem losen Stein und steht bis zu den Knien im Wasser. Der Rückweg, barfuss, ist nicht unangenehm. Hose und Socken sind am Abend trocken aber die Schuhe werden ein paar Tage brauchen. Gut, dass es nicht die Wanderschuhe waren. Wir fahren die 38 km bis Marimbula und wundern uns über den Betrieb in der Stadt. Autos und Fußgänger in Massen. Im Infocenter sagt man uns, das läge an den Osterferien, die hier in NSW auch noch nächste Woche anhalten. Hier ist ein Ferienort, und wir hätten vermutlich Schwierigkeiten, einen Stellplatz für die Nacht zu finden. Die Dame ruft bei einem Top Tourist Park an, und meint, es wäre was frei, 40Au$. Wir fahren zu einem CP auf den Klippen über dem Meer. Dort zahlen wir 25Au$. Es sind noch jede Menge Stellplätze frei. Der showerblock ist jedoch alt, verbraucht und unappetitlich. So kann es einem gehen. Selber schuld. Man sollte nicht hierhin fahren in den Schulferien und nicht im Herbst. Wir überlegen, ob wir uns nicht spätestens ab Batemans Bay ins Hinterland begeben sollen, um dem Ferienbetrieb an der Küste zu entgehen und aus einer anderen Richtung nach Sydney hineinzufahren. Immerhin haben wir noch einen Spaziergang gemacht, den „lovely beach“ beguckt und die Paragliding Surfer bewundert. Bis zum Sonnenuntergang in Merimbula konnten wir, das zweite Mal auf dieser Reise, die Stühlchen rausstellen und gemütlich Kaffee trinken.
Do. 15. April 84 km
Merimbula – Mimosa Rocks – Bermagui
Wir sitzen nach unserem opulenten Frühstück draußen und schauen der Abreise einer Familie mit einem Klappanhänger zu. Der Vater müht sich alleine ab. Seine drei Kinder und der Freund des Sohnes haben heute alle ein Brett im Rücken oder den Rückwärtsgang eingeschaltet. Besonders der Sohn bräuchte mal einen kräftigen Anschub über den Allerwertesten. Das Aufrollen des Wasserschlauches war ein richtiges Schauspiel, das eines Künstlers mit dem Titel: wie man einen Gartenschlauch aufwickelt, der dann nicht aufgewickelt ist, und der Akteur ohne Armbruch davon kommt. Es ist sicher gemein so zuzugucken aber ungemein unterhaltsam.
Der Motor läuft, das Schneckenhaus rollt wieder nordwärts, erste Station ist der Küstenort Tathra, mit wunderbarer Aussicht auf die etwas abgelegene Bootsrampe in einer ganz kleinen Bucht. Der klitzekleine Ort leistet sich eine solche Anlage mit vielen Parkplätzen, reichlich Picknicktischen auf grüner Wiese mit Toilette und Duschen, selbstverständlich alles kostenlos.
Im Ort gibt es noch eine alte historische aber sehr schön hergerichtete Werft mit großer Anlegerstelle aus Holzbohlen. Dieser große Steg wird von den Anglern stark frequentiert, nur haben wir wieder keinen einzigen Fisch gesehen.
Der Untergrund des Ortes muss wohl total felsig sein, denn es gibt hier keinen Friedhof, es gibt hier an einem Aussichtspunkt seit acht Jahren einen Memorial Park. Hier werden die Urnen beigesetzt und jede erhält auf einem Steinsockel eine fünfzehnmal zwanzig Zentimeter große, bronzene Tafel statt riesigem Grabmal.
Die Überraschung war, die auf der Karte eingetragene zwölf Kilometer lange gravelroad, unbefestigte Straße ist asphaltiert. Wir leisten uns dann die drei Kilometer lange Einfahrt zu den Mimosa Rocks im gleichnamigen NP. Diese aus senkrechten Sandsteinsäulen bestehenden Klippen sind ein Heiligtum der Aboriginal. Forscher haben hier in einem sehr alten Haufen von Muscheln gegraben und festgestellt: Dieser Haufen stammt von einer Aborigingemeinschaft und ist der Rest ihrer Ernährung aus dem Meer. Die bizarren Felsen im Meer und die Klippen haben den Namen von dem hier gesunkenen Schiff Mimosa erhalten. Das Schiff ist 1793 gesunken und auch wiedergefunden worden.
Angelandet für die Nacht sind wir in Bermagui, wieder so ein blitzsauberes Städtchen am Meer mit allem Drum und Dran. Fischerhafen, Klippen, Strände in jeder Länge, Spielfeld in bestem Grün für football in zentraler Lage und öffentliches Grün. Wir müssen es uns erwandern. So groß ist das Terrain.
Fr. 16. April 104 km
Bermagui – Dalmeny – Tomakin,
Gestern Abend war ich ziemlich geschafft, obwohl wir nur 84 km gefahren waren. Heute Morgen in Bermagui ging es wieder ganz gut. Darum machten wir einen schönen Rundgang um den großen, ordentlichen CP herum, über die Klippen, durch saubere, breite Wohnstraßen, zur Post, um eine Karte an Elvi zu schicken,

Die vier Bienen sind nicht hinenkopiert,
sie holen wirklich den Eukalyptushonig.
in einen Keramikladen, der eher ein Trödelladen war und dann ab, weiter Richtung Sydney.
Erster Halt an einem Abo Cultur Center. Enttäuschend. Wieder mal von Weißen geführt, alles komerzialisiert, Kitsch. Nächster Halt in Tilba Tilba. Hier wurden wir wieder versöhnt. Die Landschaft hügelig und grüner als grün. Der kleine Ort imponiert mit farbigen Holzhäuschen. In jedem ein kleiner Laden. In einem timbershop, d.i. ein Laden, der nur Artikel aus Holz anbietet, vom kleinen geschnitzten Känguru bis zum Esstisch aus edlem Hartholz eines Eukalyptus, kaufen wir hölzerne Souvenirs. Alles ist hübsch anzusehen. Nur die Frau, die uns den bestellten Cappuccino bringt, ist eine Schlampe. Ein Stück weiter, am Coronna Lake machen wir Mittagspause. Wir bleiben nicht lange allein. Eine BBQ-Platte wird mit Beschlag belegt. Einige Autos kommen, und lassen ihr Boot vom Anhänger hinunter ins Wasser gleiten. Die weitere Fahrt führt uns durch Narooma. Von einer höher gelegenen Seitenstraße aus haben wir wieder einen tollen Blick auf den x-ten Beach, und eine Flussmündung. Wir fahren einem ausgeschilderten Tourist Drive nach und halten an in dem kleinen Ort Dalmeny. Auf einer Wiese, die mir beim Gehen das Gefühl vermittelt, ich ginge über ein dickes Polster, gleich im Anschluß an den Sandstrand, können wir parken. Es sind relativ viele Leute am Strand und Kinder im Wasser. Warm ist es. Wir brauchen also kein Shorty, Badeanzug genügt. Eine Zeit lang kämpfe ich mit den Wellen. Raimund kommt erheblich besser damit zurecht. Jetzt wird es aber Zeit, einen CP anzusteuern. In Tomakin, am river ist es nicht schön. Zu viele ständig dastehende Campingwagen, und die Mündung des Flusses hat Ebbe und stinkt. Also weiter zum CP am nächsten Strand. Riesengroß, mit vielen Feriencabins und Wohnwagen. Für Durchreisende, also für uns, haben sie keinen Stromanschluß mehr zur Verfügung. Wir stehen zwischen den Zelten. Der showerblock ist weit weg und nicht sehr überzeugend. Aber was soll’s, morgen früh machen wir uns sowieso davon. Hier in NSW sind noch Osterferien. Vermutlich wird die Sache mit den Stellplätzen schlechter, je näher wir an Sydney herankommen. Im Moment blitzt und donnert es aber regnen tut’s nicht. Heute sind wir 104 km gefahren.
Sa.17. April 49 km
Tomakin – Durras,
Nach Mogo am Princess Hwy1, wieder eine kleine historische Stadt, war es nicht weit. Einiges war recht fotogen. In einem Laden fanden wir 2 Easy Cans, das sind Büchsenöffner der besonderen Art. Raimund war total überzeugt von den Dingern, und so bekommen Harald und Christoph je einen als Souvenir. Auch ein süßes, kleines T-shirt für Jelka und eine Holzbrosche für Sylvia gefielen uns. Im Eurobodalla Botanic Garden bewegten wir uns eine Stunde lang im Wald und zwischen hübschen Blumenbeeten.
Für mittags war Batemans Bay angesagt, eine sehr geschäftige Stadt am Meer. Wir hatten gerade einen schattigen Parkplatz gefunden, und die Parkgebühr bezahlt, als ich sah, dass unser rechter Vorderreifen ziemlich platt wirkte. Raimund bekam einen fürchterlichen Schreck, als er feststellte, dass das Ventil undicht war. Er wechselte den Reifen. Mit dem defekten wollten wir zur nächsten Tankstelle. Bevor wir sie erreichten, sahen wir ein Schild „Tyre Repair“. Raimund hält, ich springe ab, der Boss des Ladens will gerade abschließen. Nachdem ich ihm kurz unser Problem erklärt hatte, gab er sich gleich daran, den Reifen zu reparieren. Ging schnell, 5$, vielen Dank und schönes Wochenende. An der Tankstelle die Luft in allen Reifen regulieren und tanken. Wir können unser Glück kaum fassen. In der mainroad essen wir fish & chips und beenden unsere heutige Fahrt in Durras, nach 49 km.
Über Nacht bleiben wir auf dem CP Beagle Bay in Durras. Er liegt gleich an der Düne. Es ist eine seltene, gute Gelegenheit, alles im Auto zu lassen, um nur im Shorty, mit Schlüssel im wasserdichten Beutel, mit den schäumenden Wellen des Meeres zu spielen. Die Luft ist warm, kein kalter Wind, wie sonst so oft. Es ist ein unvergleichliches Erlebnis. Zurück am Auto, grast eine ganze Bande Kängurus auf der CP-Wiese. Sie kommen um uns herum und beschnuppern uns hautnah. Wir fotografieren und filmen, aber wir füttern sie nicht. Damit haben wir an anderer Stelle schon mal eine schlechte Erfahrung gemacht. Die Tiere nahmen das Futter aus unseren Händen, vertrauensvoll und lieb. Aber als wir nichts mehr hatten und weg gehen wollten, schlugen sie mit ihren kleinen Ärmchen nach uns. Oh Schreck! Zum Glück hatten ihre langen Krallen keinen Riss in unseren Jacken verursacht.
So. 18. April 114 km
Durras – Huskisson,
Vor unserer Weiterfahrt genossen wir den schönen, klaren Morgen bei einem Spaziergang am Strand entlang und auf der kaum befahrenen Straße zurück zum Beagle Bay CP. Leider habe ich gestern Abend von den Kängurus nur Fotos mit roten Augen geschossen. Heute Morgen sind keine Tiere mehr zu sehen. Schade, aber wir wollen weiter.
Wir kommen, auf dem Princess Hwy fahrend, am Tabauri Lake vorbei und machen eine Pause zum Spazierengehen. Zuerst ein Waldweg entlang des Sees, der sich an einer sandigen Engstelle bei Flut mit dem Meer verbindet. Die Engstelle entsteht durch eine vorgelagerte bergige Insel, bei Ebbe zu Fuß zu erreichen. Für unsere Mittagspause hielten wir am Burrill Lake. Dort stand nur ein kleiner Rundgang im Lions Park auf dem Programm. In der Stadt Ulladulla beguckten wir uns den Fischereihafen, und tranken einen Espresso in einem italienischen „fishcafe“. Wir entschieden, noch bis Huskisson an der Jervis Bay zu fahren. Nur noch Ferienorte, je näher wir an Sydney heran kommen, desto besiedelter ist die Küste hier. Nach einigem Suchen und Fragen in einem tradinghouse Kaufhaus finden wir den White Sands CP. Wir sind heute 114 km gefahren. Vor dem Dunkelwerden erkunden wir noch unsere nähere Umgebung auf

Hampden Bridge 1891 gebaut.
guten Wegen durch Parkanlagen.
Mo. 19. April 71 km
Huskisson – Kangaroo Valley,
Wir nehmen Abschied vom Meer. Diese Reise war eine Küstenreise. In Adelaide angefangen, mit vielen kilometerlangen Abstechern vom Princess Hwy, das ist der Highway one, der ganz Australien umrundet, wenden wir uns heute ab und schlagen uns in die Büsche. Anders gesagt, wir weichen dem Osterferientrubel an der Küste aus. Die Feriensiedlungen werden größer, der Verkehr wird rasanter, die Menschen treten scharenweise auf. In der großen Stadt Nowra wenden wir uns, wie immer zuerst an das Visitor Center. Wir bekommen einen kostenlosen Stadtplan, und kriegen erklärt, wo wir einen großen Supermarkt finden, sowie die Library, wo wir preiswert Internetzugang benutzen können, um unseren letzten Reisebericht an alle Lieben zuhause abzusetzen.
Aber dann. Der Tourist Drive 7 ab Berry hinauf in die Berge hat es in sich. Die Straße ist zwar asphaltiert, hat aber viele Löcher, ist schmal, windet sich durch unzählige Kurven und ist unverschämt steil. Und das über 20 km. Plötzlich weicht der dichte Urwald auf beiden Seiten zurück, und der Blick wird frei auf ein großes grünes Tal. Auf den Weiden stehen schwarzweiße Kühe. Mir scheint es, als wäre ich in der Schweiz. Der kleine Ort Kangaroo Valley ist wieder voller arts und crafts Läden. Auf Deutsch Kunst und Handwerk, wobei man eine Menge Abstriche machen muss. Asiatischer Kitsch ist schon bis hierhin vorgedrungen. Wir telefonieren mit unserer Vermietfirma KEA über freecall Nummer. Sie buchen für uns den CP Bass Hill in Süd Sydney. Mittag machen wir in unserer lieb gewordenen Kiste, einen Cappuccino gibt es im Städtchen. 2 km weiter schauen wir uns die Hampden Bridge an. Sie wurde 1891 als suspension bridge, Hängebrücke gebaut. Sie überspannt den Kangaroo River, der tief unten in der Sandsteinschlucht strömt. Das Bild, das sich einem bietet, ist romantisch und ursprünglich. In den kostenlosen Werbeblättchen hier, nennen sie es picturesque. Nach einem kleinen Spaziergang beenden wir gegen 16:00Uhr unsere heutige Fahrt auf dem örtlichen CP, der wieder einen herrlichen Baumbestand auf gepflegter Wiese vorzuweisen hat.
Di. 20. April 129 km
Kangaroo Valley – Camden,
Heute heißt es, im Frühtau zu Berge. Das Kangaroo Valley liegt unter einer dicken Nebeldecke. Nach einem Fotostop geht es wieder hinauf in die Berge, und nun dürfen wir von oben, unterm blauen Himmel, im Sonnenschein, auf den dicken, weißen Nebel hinab schauen. Im Morton NP wundern wir uns aufs Neue über das schöne Visitor Center, in dem wir ein Wanderkärtchen kostenlos bekommen. Die Wanderwege sind mal wieder erstklassig hergerichtet. Gut gebaute Stufen führen zu kleinen, gesicherten Balkonen, auf dem Rand der steilen Klippen. Von hier aus hat man umwerfende Ausblicke auf die tiefliegende, bewaldete Schlucht des Fitzroy River, auf beiden Flussseiten gekrönt von hohen Tafelbergen. Wir sehen den Fitzroy Fall, der nur wenig Wasser hat, nach dem heißen Sommer. Wir wandern, gucken, staunen und fotografieren zwei Stunden lang. Dann gibt es einen Cappuccino im Cafe des Visitor Centers und schon ist es 12:00Uhr.
Unsere Reise geht weiter durch Moss Vale, eine Stadt wie jede andere. Das nächste Halten lohnt sich in Berrima, ein kleiner historischer Ort, gruppiert um eine große Wiese mit Picknicktischen unter sehr dicken, hohen Bäumen. Es gibt Läden mit Kleidung aus Alpaca- und Merinowolle, Keramiken und anderen Souvenirs. Natürlich auch Cafes und Restaurants. Wir bevorzugten es, mit unserem Wagen im Schatten stehend, unseren eigenen Lunch zu uns zu nehmen. Wir hatten überlegt, in Burga den CP anzufahren. Dieser Ort erwies sich aber als das letzte Kaff. Nach weiteren 30 km auf Tourist Drive 12 erreichten wir Camden. Die junge Frau im Tourist Center war sehr rührig und wies uns den Weg. Der CP ist in Ordnung, und bei einer netten Friseurin in der Main Road habe ich mich für morgen um 11:00Uhr angemeldet.
Mi. 21. April 40 km
Camden – Bass Hill in Sydney
Mit der neuen Frisur bin ich recht zufrieden. Da sich wieder ein warmer Tag unter knallblauem Himmel andeutete, waren wir um 9:00Uhr schon auf einem Spaziergang durch die weitläufigen Parkanlagen, mit Wiesen und hohen Bäumen, unterwegs. Unser Timing hat prima geklappt, um 11:00Uhr war ich pünktlich bei der jungen, blonden Friseurin. Raimund hat indessen noch mal etwas eingekauft, sodass wir uns zu Mittag ein gutes Rindersteak braten konnten. Dazu ein gemischter Salat, das kann ja nicht verkehrt sein. Raimund took a nap, d.h. er machte einen kurzen Mittagsschlaf. Um 14:00Uhr stürzten wir uns auf das Großstadtgewühl. Halb so schlimm, denn die Straßen sind breit, die Beschriftung ist gut, unsere Karte ist gut. Nur der angesteuerte CP im Vorort Bass Hill ist nicht so gut. Alle Wagen stehen dicht an dicht. Zum Glück erwischen wir einen Platz, mit wenigstens noch einem bisschen Gras unterm Wagen, anstatt nur Staub und Dreck. Stühlchen und Tischchen raus, ein Kaffee dazu, das ist relaxing. Jetzt sitze ich bei offenen Türen drinnen und schreibe, während Raimund die nähere Umgebung erkundet.
Einige allgemeine Eindrücke möchte ich noch für meine Erinnerung festhalten. Seit wir in NSW eingefahren sind, verlief der Hwy1 tagelang durch Eukalyptuswälder, oft auf dem Grat eines Berges und man sah seitwärts in steile, tiefe Täler, nur Urwald. Oft standen zwischen den sehr hohen Bäumen niedrige Palmen, sah aus wie Unterholz. Viele Eukalyptusbäume sehen z.Zt. aus, als wären sie in der Mauser. Sie werfen, ohne menschliches Zutun, die äußere Schicht der Rinde ab. Lange Fetzen hängen von Ästen und Stämmen. Die, welche diese Erneuerung schon komplett geschafft haben, erstrahlen in glänzendem silbergrau. Das ist der Herbst hier im April. In den Wohnstraßen sieht man selten Bürgersteige. Zwischen Vorgartenzaun und Straße ist gepflegtes, weichpolsteriges Gras. Wir fragen uns, wer das Gras dauernd so kurz hält. Es sieht schön aus, und bei Trockenheit kann man gut gehen. Wenn man davon absieht, dass man kaum Fußgänger dort sieht. Aber im Regen? Die Vorgärten sind fast alle sehr schön. Z.Zt. blühen noch Dahlien, Geranien, Rhododendron, Bougainvillia, Lavendel und natürlich Rosen. Australier lieben Rosen. Man sieht sehr viele, überall. Ganz zu schweigen von den vielen Blumen, Büschen und Bäumen, deren Namen wir nicht kennen. In manchen Orten hier im Osten hat man europäische Bäume gepflanzt, die jetzt ein gelbrotes Blätterkleid herzeigen. Schön! Wie indian summer.
Während ich mir heute morgen die Haare machen ließ hat Raimund von dieser Reise die letzte E-Mail an Harald geschrieben, er hat dafür in der Library einen kostenlosen Internetzugang bekommen. Diese E-Mail kann vielleicht unsere Stimmung, abgefüllt mit Neuem und dem Wunsch, bald wieder zu Hause zu sein vermitteln.
Hallo Harald!
Ich habe in Camden eine Library mit kostenlosem Internetzugang gefunden mit tollem flachen Bildschirm. Dieses Gerät ist ein Spielzeug für Bilder und Filme. Mama ist beim hairstylist, Frisör für 1,5h. Wir haben hier in Camden praktisch die Reise durchs Land beendet. Jetzt ist Mittwoch 11:00Uhr. Wir haben erst einen Spaziergang durch die städtischen Anlagen und durch ein wunderbares Wohngebiet gemacht. Alle wohnen hier immer noch auf Edelcampingplätzen, alles ohne Keller und nur gelegentlich auch mal ein Bürgersteig. Morgen sind wir dann noch den ganzen Tag auf dem Bass Hill CP in der Nähe von KEA, um den Wagen und unser Gepäck reisefertig zu machen. Wir haben einiges an Andenken und Mitbringseln gekauft. Wir müssen alles, was nicht unbedingt mit nach Hause muss, wegwerfen um das Gewicht zu halten. Wir freuen uns diesmal wahnsinnig auf daheim und auf den Frühling bei uns. Ich glaube wir haben uns diesmal aus Australien hinaus gereist, es hat sich doch einiges wiederholt und wir fangen an zu kritisieren, wobei die doch recht dicht besiedelte Ostküste dazu beigetragen hat.
300 Bilder waren in der Vergangenheit gar nicht so viel, Mama hat immer auf so einer Tour 10 - 12 Filme belichtet. Der Riesenvorteil ist, Mama hat jetzt sicher 500 Bilder geknipst und wir haben jeden Abend den Tag noch mal erlebt und schon eine Auswahl getroffen. Die meisten Bilder behalten wir doppelt, im Rechner und auf Karte. Dann geht es zu Hause los, aus den 400 max. 150 zu machen und größer als bisher, dann aber nur die ganz guten.
Es ist jetzt gleich Mittag, dann hole ich Mama ab und wir strolchen weiter nach Sydney.
So nun die letzten Grüße aus Australien
Papa
Do. 22. April
Bass Hill in Sydney
Der heutige Tag ist ganz den Vorbereitungen zum Heimflug gewidmet. Wir haben gut disponiert, fast alles ist aufgegessen, aber in der Umgebung kann man essen gehen oder was einkaufen.
Talk with Ron Truman, the biker on the CP Bass Hill !
Er kommt im Oktober 04 nach Europa weil er in Manchester England so was wie Sechstagerennen fährt, und anschließend Deutschland und Österreich bereisen will. Wir luden ihn ein, uns zu besuchen. Wir würden ihm Köln usw. zeigen und gaben ihm unsere Visitenkarte.
Fr. 23.4. 12 km
Abflug aus Sydney
Vor unserer Abfahrt zu KEA kommt Mr. Truman noch an unser Auto, gibt uns seine Adresse, bedankt sich für unsere Einladung, will sich melden, und meint, bei unserer nächsten Australienreise könnten wir ihn gerne besuchen. Er wohnt an der Ostküste.
Bei KEA geht alles glatt. Mehrere Angestellte können Deutsch. Wir kriegen sogar die 5Au$ für die Reifenreparatur erstattet. Das Taxi zum Flughafen teilen wir uns mit einem Ehepaar aus Schwäbischgemünd. Im Flugzeug sprachen wir nur kurz mit ihnen. Sie flogen Businessclass. In Kuala Lumpur hatten wir 3 Stunden Aufenthalt. Auf dem Weiterflug nach Frankfurt war das Flugzeug, außer zur Essenszeit, weitgehendst abgedunkelt. Wir konnten öfter schlafen, aber auch mal hin und her gehen und viel Wasser trinken.
Sa. 24. April
Zurück in der Heimat.
Ankunft in Frankfurt 7:00Uhr. 9:00Uhr in Köln und 10:30Uhr in der Wohnung in Bergheim am 40. Tag der Reise und 35 Stunden nicht aus den Kleidern.
Irgendwann kurz nach der Reise.
Nachbetrachtung
Am letzten Tag in Bass Hill Sydney:
Wir haben uns sicher aus Australien rausgereist? Insgesamt waren wir 336 Tage im Lande auf 8 Reisen. Wir glauben zu wissen, wie das touristische Australien aussieht, vielleicht auch etwas mehr. Da sei die letzte E-Mail an Harald aus Camden, die Raimund geschrieben hat erwähnt. Und wer es mag, kann die Reiseberichte lesen. Wir werden diese bald alle zur Verfügung stellen können.
Es war immer schön! Gibt es da nicht noch andere Länder auf diesem Erdball? Gibt es auch kürzere Reisen? Gibt es auch Gesellschaftsreisen? Vermissen wir doch sehr die Familie, und besonders unsere Großtochter Jelka, wir haben sie dann bald 50 Tage nicht gesehen, das sind immerhin 6% ihres Lebens.
Es war mal wieder: K l a s s e !